Kurz
nachdem ich
1990 tauchen lernte, bekam ich einen Bildband über Sipadan
geschenkt, eine zu Malaysia gehörende Insel in der Celebes See.
Fasziniert von der Vielfalt des Unterwasserlebens wurde Sipadan neben
Galapagos zu einer meiner größten Wunschziele.
Nach 15 Jahren war es so weit, ein paar Recherchen im Internet, einige
Reiseberichte von Tauchern, die man auf Reisen nach Thailand und den
Phillipinen kennen lernte, und die Planung begann. Mit unseren
Vorstellungen des Reiseverlaufs wurden einige Tauchreiseveranstalter um
ein Angebot gebeten. Sun and Fun schnürte mit Abstand das
günstigste, sämtliche Leistungen waren inbegriffen,
versteckte Kosten nicht zu befürchten.
Am 19. Mai ging es mit der Bahn zum Flughafen Frankfurt, von dort
starten wir um 12:30 Uhr mit Malaysia Air (15 Kg. Tauchgepäck
frei, Übergepäck wurde großzügig gehandhabt) im
halbvollen Flieger Richtung Malaysia/Kuala Lumpur, kurz KL. Zwölf
Stunden später (Ortszeit 6:30 Uhr) landeten wir in KL um 3 Stunden
später weiter nach Kota Kinabalu (KK) zu fliegen, wo wir eine
Übernachtung einlegten.
Viele
Touristen
besuchen KK um den höchsten Berg Malaysias zu
besteigen, den Mount Kota Kinabalu (ca. 4400m). Meist erfolgt die
Besteigung während einer zweitägigen Tour, die laut
Hörensagen die meisten Wanderer mit starken Kopfschmerzen und
Übelkeit ob der großen Höhe und fehlender
Aklimatisierung belohnt. Nun wir wollten eigentlich eher die umgekehrte
Seite erkunden und ließen diese Besteigung aus. Den Nachmittag
konnte man in einem nahgelegenen Einkaufszentrum und den Abend an der
Waterfront (verschiedene Restaurants und Bars sowie ein großer
Nachtmarkt) verbringen. Nach der Übernachtung im Hotel Shangrila
wurden wir am nächsten Morgen um 5:30 Uhr zum Flughafen gebracht
und flogen von dort eineinhalb Stunden mit einer 2-Propellermaschine
mit insgesamt 3 Gästen und den Rest voller Lebensmittel nach
Layang-Layang (Layang²), unserem ersten Tauchziel.
Layang² ist eine künstlich aufgeschüttete Insel mit
einem großen Saumriff. Erstellt wurde sie um dort eine
Militärbasis (voraussichtlich gegen Piraten) aufzubauen, die noch
heute ein Drittel der Insel beansprucht. den Rest der Insel teilen sich
heute ein
Hotel, ein
Vogelschutzgebiet und die Landebahn. Das Flugzeug
setzte uns um 8:00 Uhr direkt am Haupteingang des Hotels ab, wo wir
freundlich empfangen und ins Hotel eingewiesen wurden. Beidseitig des
L-förmigen Hauptteils sind 3 Gebäude mit Gästezimmern
(mit kleinem Balkon) angelegt. Zum Hotel gehört ein großer
Pool, einen Strand gibt es nicht. 5 Mahlzeiten täglich, kleines
Frühstück vor dem 1. Tauchgang, Frühstück danach,
Mittagessen nach dem 2. TG Snacks (deftig oder süß) und
Abendessen, machen jede Diät zunichte.
Auf der Tauchbasis gab es eine detaillierte Einweisung in den
Tauchbetrieb, mit dem wichtigen und wirklich ernst gemeinten Hinweis,
dass Tauchgänge jenseits der Grenze von 40 Metern beim ersten Mal
mit einem Tauchverbot für den nächsten TG und bei
Wiederholung mit totalem Tauchverbot bestraft werden. Der erste TG
unseres Urlaub begann am Tag unserer Ankunft um 11:00. Seitdem machten
wir 3 TG täglich (letzter um 15:00 Uhr) mit der Option zum
Nachttauchgang (ab 19:00). Nachttauchgänge konnten entweder von
Land (keine zusätzlichen Kosten) oder vom Boot aus getätigt
werden. Zum Tauchen wird man ca. 10 Minuten mit dem Boot an die
Aussenseite des Saumriffs gebracht und steigt dann in meist kleinen
Gruppen von ca. 6 Tauchern ab. Besonders während der frühen
Tauchgänge wird gerne vom Riff weg ins Blaue getaucht und dort in
25-40 m Tiefe darauf gewartet was passiert. Belohnt wurden wir
häufig von Hammerhaischulen, einzelnen Hammer-, Grau-, und
Fuchsschwanzhaien. Zurück am Riff erfreute sich das Auge an sehr
bunten und vielfältigen Fisch- und Korallenreichtum. Während
der 22 Tauchgänge sahen wir außer vielen bunten Rifffischen
riesige Makrelen-, Barrakuda- und Thunfischschwärme,
große
Gruppen von Mogulas (Minimantas) und Büffelkopfpapageienfische
sowie Schildkröten. Auf keinem Tauchgang mussten wir auf die
Gesellschaft von Weißspitzen-Riffhaien verzichten. Natürlich
fehlte auch die Begegnung mit einem großen Manta nicht und wer
Augen für das Kleine hatte, wurde auch mit Schaukelfisch und sogar
Fetzenfisch belohnt. Obwohl bekennender Rotmeer-Fan rutschte mit diesem
Urlaub Layang² an erste Stelle der favorisierten Tauchspots.
Generell handelte es sich bei den Tauchgängen um Easy-Diving, das
Boot holte uns ab wo wir auftauchten, die häufige und teilweise
sehr starke Strömung wurde für tolle Drifttauchgänge
genutzt. Gut ausgebildete Taucher, eine tolle Crew und die perfekte
Unterwasserwelt machten jeden Tauchgang zu einem unvergesslichen
Erlebnis.
Das Wetter war während der 8 Tage sehr unterschiedlich, aber immer
warm. Von strahlend blauen Himmel über dicke Wolkenfelder bis hin
zu sehr starken aber meist kurzen Regenfällen bekamen wir alles
geboten. Die See war aber meist sehr ruhig und nur ab und zu gab es
etwas Wellengang, der aber durch das Saumriff kaum die Insel erreichte.
Die
8 Tage vergingen
viel zu schnell. Am 29. Mai flogen wir zurück
nach KK und von dort weiter nach Sandakan im nördlichen Teil
Borneos mit dem Ziel Sepilog Nature Resort. Dort nutzten wir den Abend
zu einer geführten Nachtwanderung im Dschungel, die uns
außer Flughörnchen, Fröschen, Tausendfüßlern
und Spinnen auch eine giftige Viper und einige Blutegel, mit denen ich
innige Bekanntschaft schloß, bescherte. Vom Sepilog wurden wir am
nächsten morgen abgeholt um an der Orang-Utan Fütterung im
nahe gelegenen Reservat teilzunehmen. Wenngleich eine solche
Fütterung sicherlich nicht mit der Sichtung frei lebender
Orang-Utans im Dschungel zu vergleichen ist, war es ein Erlebnis 7
Orang-Utans aus
dem Urwald kommen
zu sehen. Die Orang Utans werden von
einer Aufzuchtstation großgezogen. Es handelt sich meist um
Waisen, deren Eltern von Wilderern erlegt wurden, bzw. um Tiere die auf
Märkten als Haustiere verkauft und unter erbärmlichen
Zuständen gehalten wurden. Haben die Orang-Utans ein bestimmtes
Alter erreicht werden sie langsam an ein Leben in der Wildnis
herangeführt. Die ausgewilderten Orang-Utans haben die
Möglichkeit sich täglich an der Futterstation Bananen
abzuholen, von der sie mit der Zeit immer weniger gebrauch machen und
sich immer mehr von den Urwaldfrüchten ernähren.
Problematisch ist in Malaysia, das aufgrund des Holzhandels nahezu kein
primärer Regenwald mehr existiert und somit das Rückzuggebiet
der Orang-Utans auf ein Minimum geschrumpft ist. Mittlerweile hält
der Ökologiegedanke allerdings auch in der malayischen Regierung
Einzug und es wird sekundärer Regenwald aufgebaut.
Der
nächste Tag
brachte uns nach einer zweieinhalbstündiger
Bootsfahrt im Flußdelta zur Sutau Rainforrest Lodge. Von hier aus
wurden kurze Flußtouren unternommen um insbesondere
Langnasenaffen, Gibbons, Makaken und Nashornvögel zu sichten. Auf
kurzen Landtrips sahen wir u.a. große Echsen, Kolibris und
große fleischfressende Pflanzen. Sehr interessant war der ca.
einstündige Rundgang auf einem Dschungelpfad direkt an der Lodge.
Geführt von dem Hotelmanager, der früher an
Dschungelkämpfen im malayischen Urwald teilnahm und entsprechende
Überlebenskenntnisse hatte. Auf diesem Rundgang erklärte er
uns, wie man im Urwald überleben konnte, welche Pflanzen essbar
und welche tödlich waren, wie
man Pfeilgift herstellte und das
erlegte Opfer in Bananeblättern zubereitete. Nach dem Rundgang
konnte man noch seiner wirklich sehr interessanten Lebensgeschichte
lauschen.
Leider handelte es sich auch hier nur um sekundären Regenwald, um
einen besseren Einblick in zu bekommen, sollte man sich ein paar Tage
Zeit für den Besuch eines primären Regenwalds Zeit lassen.
Am
2. Juni wurden
wir zu unserer letzten Etappe abgeholt und flogen von
Sandakan nach Tawau. Von dort fuhren wir ca. eine Stunde mit dem Bus
nach Semporna, wo uns ein Boot erwartete das uns nach Mabul brachte.
Mabul ist eine Insel die ca. 15 Speedbootminuten entfernt von Sipadan
liegt. Leider darf man auf Sipadan nicht mehr übernachten, die
Hotels dort wurden im Dezember 2004 geschlossen, um so den
Schutz der
dort leichenden Schildkröten zu gewährleisten. Heute darf man
die Insel nur noch an einem kleinen Strandabschnitt betreten, der
zwischen einer Militär- und einer Polizeistation eingebettet ist
(ehemaliger Bereich der Hotels). Sipadan wurde in Deutschland nicht
zuletzt durch die Entführung der Familie Wallert bekannt. Kleine
Anekdote nebenbei: Ein Guide erzählte, dass zum Zeitpunkt der
Entführung damals überraschend viele Guides der Hotels frei
hatten und die Nacht nicht auf der Insel verbrachten - ein Schelm der
Böses dabei vermutet. Wie dem auch sei, heute kann man sich in dem
Gebiet recht sicher fühlen, bei der Präsenz geballter
Staatsmacht.
Zurück zu Mabul. Empfangen wurden wir auf einer herrlichen Insel
die Südseeträume wahr werden liess. Auf der Insel gibt es
drei Resorts,
das der
Borneo Divers, die Mabul Waterbungalows und das
Mabul Sipandan Ressort der Smart Divers, mit denen wir tauchten.
Zwischen den Resorts lag ein kleines Dorf mit größtenteils
ins Wasser gebauten Stelzenhäusern. Auffallend ist, dass mehr als
300 Kindern auf dieser Insel leben und dort auch die Grundschule
besuchen. Das Resort der Smart Divers lag an einem herrlichen
weißen von Palmen umsäumten Sandstrand. Übernachtet
wurde in kleinen Holzhütten nahe des Hauptgebäudes. Auch hier
gab es 5 Mahlzeiten, die im offenen Restaurantteil gereicht wurden. Die
Anlage war sehr gepflegt und das Personal sehr freundlich. Auch hier
gab es eine gründliche Einweisung zum Hotel und Tauchbetrieb mit
Checktauchgang am Nachmittag. In der Regel startete man morgens um 8:00
Uhr mit dem Boot Richtung Sipadan zum ersten Tauchgang, danach wurde
eine einstündige Pause mit kleinem Imbis auf dem Strand von
Sipadan eingelegt und anschließend der zweite TG absolviert.
Danach ging es wieder zurück nach Mabul zum Mittagessen. Gegen
15:00 Uhr betauchten wir dann die Spots um Mabul. Auch hier gab es die
Möglichkeit nach belieben Nachttauchgänge durchzuführen.
Die Tauchausrüstung wurde zu diesem Zweck zum Jetty gebracht. Nach
dem TG konnte man das Gerödel dort lassen.
Sipadan ist bekannt für die Begegnung mit Großfisch,
vorwiegend Haie und Schildkröten, Mabul hingegen begeistert
die
Makrofans. Das ideale Gebiet also um alle Taucherherzen höher
schlagen zu lassen.
Schon beim ersten Tauchgang konnte ich kaum glauben was ich erlebte, um
abzutauchen mußte man schon beinahe die Schildkröten zur
Seite schieben. In jedem Loch das etwas Größer war, auf
jeder Koralle die sich zum Ausruhen eignete fand man Schildkröten
von unterschiedlicher Größe (teilweise Größer als
1,2m). Sobald man seinen Blick daran gewöhnt hatte wurde man von
Adlerrochen,
Leopardenhaien und
Barrakudas in seinen Bann gezogen.
Natürlich fehlten auch hier auf keinem Tauchgang
Weißspitzen- und Schwarzspitzenriffhaie. Die Hammerhaischulen
wurden allerdings jahreszeitbedingt jetzt schon nicht mehr gesichtet.
Natürlich sah man auch Napoleons, Makrelen- und
Fledermausfischschwärme, Büffelkopfpapageifsche,
Krokodilfische, Sepien usw. Die gefährlichsten Fische vor denen
wir uns wirklich in Acht nehmen mußten waren die
Titandrücker, die nicht nur einmal Angriffe auf unsere
Taucherflossen starteten.
Die Nachmittagstauchgänge vor Mabul belohnten uns mit einer
Vielzahl unterschiedlicher Nacktschnecken, Fetzenfische,
Mandarinfische, Schaukel- und Froschfischen, verschiedenen
Muränen, Seeschlangen und anderes Kleinzeug.
42 Tauchgängen habe ich auf Borneo gemacht, und habe nicht das
Gefühl schon alles gesehen zu haben,
dass was ich gesehen habe
macht allerdings süchtig. Die schönsten meiner ca. 1000
Tauchgänge habe ich hier absolviert und es wird sicherlich nicht
das letzte Mal sein, das ich hier tauche.
Nach insgesamt 21 Tagen in Malaysia traten wir am 9. Juni über
Tawau und KL die Rückreise nach Frankfurt an.
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